Dienstag, 21. Oktober 2014

... und nenne es Liebe



Es will sein
und es ist
umgeben von Wärme und Wasser
schwebend genährt
es schlägt ein Herz
regt sich
bewegt sich
führt die Hand zum Mund
schmeckt und verinnerlicht
träumt
von Lauten
schwelgt in Stimmen
bedeutungslos
lauscht und schläft
wacht und greift
streckt sich aus
und stößt an Grenzen

Grenzen rücken näher
bedrängen
fordern Reaktionen
verlangen Wachheit
machen sich bewusst
es will
und kann nicht
Grenzen werden enger
es kämpft dagegen an
erinnert sich
will Weite zurück
bekommt sie nicht
es will sein
wird mehr
hat keinen Platz
Mangelbewusstsein
es verlagert sich
sucht Freiraum
streckt sich
wird eingeengt
will sich Ausdruck verleihen
und kann nicht
es will
der Wille wird laut
schmerzhaft
es richtet sich
bahnt einen Weg
die Wärme wird hart
presst und schiebt
die Haut schmerzt
erster Gewaltakt
entstellt das Gesicht
droht Knochen zu brechen
raubt die Wärme
treibt es aus
in trockene Rauheit
in gleißendes Licht
Stimmen überlaut
erste Härte
erste Kälte
Trennung
Angst
der Mund reißt auf
zieht das Außen nach innen
schafft Ersatz
für eine durchtrennte Bindung
eine verlorene Welt
und atmet

ich bin
ich suche
ich sehne
will Vertrautes zurück
will jetzt Inneres auffüllen
das Außen nach innen holen
es nähert sich die Hand
Wärme beruhigt
zwei Augen in meine
erste Nahrung
ich sauge sie ein
ein Weg in die alte Welt
Bindung
nicht loslassen
Ähnliches zu Ähnlichem
Gegensätze machen Angst
drohen mit Trennung
Trennung ist Schmerz
erste Erfahrung
erster Entwurf
für ein späteres Bild
tausende Male überarbeitet
entstellt
von mir und der Welt

Heute
Fühle immer noch 
Sehnen nach Bindung
Sehnen nach Heimat
nach Einbettung und Vertrautheit
nach Ursprung
und gleichsam
nach Freiraum
Bewegung - Entwicklung
 
Sehnen fordert Hingabe
Hingabe öffnet die Seele
Sehnen bündelt Energie
und richtet sie auf ein Ziel aus
will es einverleiben
in den Körper
in die Seele
will mich hingeben
mich verlieren
im Anderen
im Außen
suche Ausgleich
im Kampf
zwischen Ich und der Welt
zwischen Wille und Sein
Haben und Geben
ergebe mich am Ende
allen Gegensätzen
löse Angst auf
in der Vorstellung
von Vereinigung
mit mir und der Welt 

Ein-sam...
 
lege ich die Waffen nieder
und fühle Leben
fühle ein tiefes „Ja“…

und nenne es Liebe.






Montag, 20. Oktober 2014

Dein Leben




Ich bin das Leben,
Ich bin dein Leben,
Stelle mich dir gegenüber
Um dir ins Auge zu sehen
Mich dir sichtbar zu machen
Es ist höchste Zeit
Dich wach zu rütteln
Bevor du mich zertrittst
Mit deinem derben Fuße
Die Verbindung zerreißt
Die dein Herz am Schlagen hält 
Hin und wieder seh ich Lichter blitzen
Sie lassen hoffen auf dein Verstehen
Dann greifst du nach einem Schmetterling
Und zerdrückst ihn in deiner Gier
Seufzend suchst du nach Erfüllung
Jammerst um dein Sein
Klagend trittst du schon die Morgenstunden an
Und zankst dich mit den Deinen 
Das, was du des Tages tust
Geht still und schweigend
An dem vorüber
Was du wirklich bist
Verspielst dein Potenzial
Und tauscht es gegen Geld
Nur um zu horten, was vergeht
Um zu beweisen
Dass du wer bist
Dabei bist du Dummkopf
Bereits als König geboren
Doch du stirbst als Clown
Einsam und arm 
Des Nachts wenn du die Augen schließt
Quält dich das Gewissen
Du weißt es
Dass du wieder mal
An mir vorbei gegangen bist
Du ignorierst mich hocherhobenen Hauptes
Und glaubst du seiest im Recht
Oh Mensch
Wie hast du mich geschlagen
Meine Heimat
Mit dem übelsten Schmutz beworfen
Dem, der mich hat werden lassen
Der einstig deine große Liebe war
Dem hast du ins Gesicht getreten
Hast dich gerühmt jahrtausende
In deiner Übermacht
Die nur ein dummes Spielzeug ist 
Ich stehe neben dir
Und harre aus
Um fest zu halten
Was dich an mich bindet
So will ich dich vorm Tod bewahren
Für eine kurze Zeit
Eine kleine Weile noch
Doch, denke nach
Und sieh mich an
Sag einmal danke nur
Damit der letzte Funke Mut
Nicht von mir weicht
Und ich dich fallen lasse.

Feb. 2012




Mittwoch, 8. Oktober 2014

Der große Durchbruch




Es gab eine Zeit in meinem Leben, da schien es keinen Ausweg aus meiner  Situation zu geben. Ich hatte mich im Laufe der Jahre in eine Lage hineinmanövriert, dir es mir unmöglich machte meinen Weg weiter zu gehen. Ich war materiell und emotional in einer solchen Abhängigkeit, dass ich glaubte, für mich gäbe es keine Alternativen mehr. Was ich hatte, habe ich weder gewollt, noch hätte ich es weiterhin ertragen. Ich wurde meinem inneren Wesen schon lange nicht mehr gerecht und hatte längst das Bild von mir vergessen, welches lange in meinem Herzen überlebt hatte.
Der Mensch, mit dem ich mein Leben teilte, bot mir alles, damit ich ein zufriedenes und abgesichertes Leben hätte führen können.
Ich werde seine Worte nie vergessen, die in regelmäßigen Abständen immer wieder auf mich trafen und vorübergehend meine Ängste beruhigten. „Kümmere dich um deine Kunst, du kannst was draus machen, du hast hier alle Möglichkeiten.“ Ja, die hatte ich, aber ich hatte mich nicht, ich war mir selbst fremd geworden, ich lebte Jahre lang eine Lüge und die fraß mir Körper und Seele auf.

Irgendwann war die Situation so unerträglich geworden, dass ich das Gefühl hatte, vor einer undurchdringlichen Wand zu stehen, es gab keinen Weg dran vorbei, keinen hindurch und keinen drüber hinweg. Alternativlos – das machte mir eine entsetzliche Angst. Alle Wege, die möglich gewesen wären, machten mir Angst. Ich hatte Angst zu versagen, alles zu verlieren, Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und daran zu zerbrechen. Ich hatte nicht mehr viel Kraft, hatte alles verbraucht, ich hing am Tropf.
Damals war es ein weit entfernter Freund, dessen Worte mir Mut machten, mich wieder an mich selbst zu erinnern, mir Hoffnung gaben und eine Ahnung dessen, was sein könnte, wenn ich nur den Mut aufbrächte, etwas zu verändern.

Ich wusste genau, das, was ich gewohnt war zu leben, musste ich loslassen, alles würde ich loslassen müssen, meine Heimat, einen Menschen, mit dem ich über zwanzig Jahre meines Lebens verbracht hatte und den Gedanken, meine künstlerische Arbeit auf Vordermann bringen zu können und irgendwann damit ein Einkommen zu erzielen. Alles habe ich aufgegeben und mich vorbereitet auf eine völlige Veränderung.
Das erste, was ich ändern musste war die Vorstellung davon, wie die Dinge um mich zu sein hätten, meine Vorstellung von mir selbst, meiner Arbeit und meinem Tagesablauf.

Ich war seit Jahren gesundheitlich angeschlagen und war davon überzeugt, kaum noch einer regelmäßigen Arbeit nachgehen zu können, ich war überzeugt, in Armut leben und irgendeinem unangenehmen Fabrikjob nachgehen zu müssen und keine Zeit und Freiräume mehr für mich und meine künstlerische Arbeit zu haben. Ich sah mich im Alter in Armut und Einsamkein dahinvegetieren. All diese Überzeugungen hinderten mich daran, eine Entscheidung zu treffen. Ich war mir sicher, einen solchen Wandel nicht ertragen zu können, er kam einem abgrundtiefen Scheitern gleich und so war mir innerlich und äußerlich anzusehen – mein Leben war an die Wand gefahren. Ich sah mich als Gescheiterte am Leben, an allem, was ich je angefangen hatte. All das, was ich glaubte, war das Schwert, mit dem ich zu meiner eigenen Hinrichtung schritt.

Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich einfach aufstand, es hatte sich über mehrere Tage angebahnt, ich fühlte es in mir und es war, als hätte ich all das gar nicht selbst gesteuert, ES hatte sich in Gang gesetzt und ich gab mich dem hin, eine andere Wahl hatte ich nicht. Das Ganze glich einem Geburtsvorgang und auf die Wehen, die kommen hat man kaum Einfluss.

Ich traf die ersten Entscheidungen, die mich von Station A zu Station B brachten, weiter war ich nicht in der Lage zu denken. Ich sah immer nur den nächsten Schritt vor Augen, alles Weitere hatte mich nicht zu interessieren, denn ich hatte keinen Einfluss mehr darauf, das spürte ich deutlich. Plötzlich tat ich Dinge, mit denen keiner gerechnet hatte, selbst ich nicht. Ich durchbrach die Mauer mit einem Schritt und dem nächsten und wieder dem nächsten und ich achtete nicht auf das, was danach kommen könnte oder ob meine Schritte zusammen einen Sinn ergeben. Ich spürte, ich hatte etwas in mir, das einem inneren Navigationssystem glich, wie ein Zeiger, der in eine Richtung zeigte und ich musste folgen und ich folgte, Schritt für Schritt. Bei jedem Schritt wurde mir übel vor Angst aber ich tat ihn trotzdem und danach veränderte sich jedes Mal die Situation und es gab wieder einen neuen Punkt, auf den ich meinen Fuß setzen konnte. Auf diese Weise habe ich es scheinbar dem Schicksal ermöglicht, sich auf mich zu zu bewegen, mir Dinge entgegen zu bringen, mit denen ich etwas anfangen konnte. Mit vielem hätte ich vorher nie gerechnet. Dies setzte allerdings die Bereitschaft voraus, von meinen alten Vorstellungen loszulassen.
Materiell war ich es bereits gewohnt, mich mit einer gewissen Qualität zu umgeben, ich war es gewohnt, spät ins Bett zu gehen und länger als nötig zu schlafen, regelmäßig zu kochen und zu essen und alles im Kühlschrank zu haben, was man braucht. Im Winter war es warm und ich konnte duschen, so oft und so lange ich wollte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, es war selbstverständlich. Auf einen Schlag löste sich all das auf, was mir vorher Sicherheit bot.
Innerhalb von drei Wochen änderte sich mein gesamtes Leben. Es tauchten unerwartete Angebote auf, die es mir ermöglichten, ein Leben zu führen, das einerseits bescheiden ist, mir aber dennoch alles bietet, was ich brauche. Ich habe mir einen Freiraum geschaffen, in dem ich nach meiner Art und Weise agieren kann.
Ich habe neue Menschen kennen gelernt, die meine Fähigkeiten erkannt haben und gerne in Anspruch nehmen und ich gebe gerne weiter, was ich geben kann. Allein diese Bereitschaft öffnet mir immer wieder neue Tore.

Mein Gedanke, vom Wohlwollen eines einzelnen Menschen abhängig zu sein, hat sich völlig aufgelöst. Mir ist bewusst, dass ich einige Risiken eingehen musste, um meinen Weg zu gehen. Eine einzelne Person ohne gelernten Beruf, ganz auf sich gestellt, geht in dieser Gesellschaft immer ein wenig auf Glatteis. Aber das nehme ich in Kauf, für meine Freiheit, die ich mir erhalten will. Auch die heutige Form meines Lebens wird sich wieder verändern, nichts bleibt wie es ist und das ist gut so, denn nur die Tatsache, dass alles was ist auch irgendwann vergeht, gibt mir die Gewissheit, dass auch mein Leben veränderbar ist und ich immer wieder neue Chancen haben werde.
Ich verlasse mich auf eine Kraft, die scheinbar mehr über mich und mein Leben weiß als ich selbst. Immer wieder, wenn ich nicht mehr weiter wusste, schaltete sich diese Kraft spürbar ein.

Ich kenne die Angst, den Schmerz der Einsamkeit, zehrendes Heimweh, das fade Empfinden, geschmackloser Sinnlosigkeit, das Abrutschen in eine geißelnde Gedankenstarre. Tagtäglich verlief ich mich in meinem eigenen Labyrinth. Aber, ich habe gelernt aufzustehen, mich zu lenken, ich habe den Weg aus dem Labyrinth auswendig gelernt und es hat sich gelohnt.
Hier ging es nicht um eine gescheiterte Beziehung, denn die hat all das überlebt, weil sie sich durch diesen Schritt entwickelt hat. Eine Beziehung kann auf so viele verschiedene Arten gelebt werden, auch hier musste ich von alten Mustern loslassen.  Es ging um mich und um all das, was ich in meinem Leben nie gelebt habe und das war verdammt viel. Ich bin die meiste Zeit an mir vorbei gelaufen, ich war nie ganz, immer nur ein Teil meiner selbst.
Seit über fünfzig Jahren habe ich das erste Mal das Gefühl, ein ganzer Mensch zu sein, der in der Lage ist, für sich selbst Verantwortung zu tragen.
Trotz all der Ecken und Kanten meines Daseins, ich lebe, was ich bin und vielleicht bin ich auch ein wenig stolz darauf, dass ich es geschafft habe, aber im Grunde meines Herzens bin ich unendlich dankbar, und zwar genau dieser wunderbaren Kraft, die mich lenkte, als ich in tiefster Not und Verzweiflung war.



Dienstag, 7. Oktober 2014

und es geht doch...


Ihre Schritte im Laub betäuben fast ihre Ohren, sie hört sie schon seit einer Stunde und das Geräusch dominiert alles in ihr und das ist gut so, denn Gedanken können laut sein, sehr laut.
Sie denkt an die letzten Tage und an diese Begegnung, die wieder alles aufwühlt und alte Gedanken laut macht. Sie ringt nach Ordnung, bringt die Schritte in einen gleich bleibenden Rhythmus, und die inneren Worte verlangsamen sich, konzentrieren sich, komprimieren sich zu Bildern. 
Zartbitter, das Wort steht groß über einem wunderschön lachenden Gesicht und dann zieht sich dieser schwarze Vorhang vor das Lachen und warme Augen sehen in eine abweisende  Kälte hinaus. Das Herz ist aufgewacht - tief innen.

Erinnerung, so schnell wird etwas zur Erinnerung, die man mit sich trägt, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis sie verblasst oder sich verändert, weil Gedanken in die Irre laufen.
Eine Hand, die sie berührte, ganz kurz nur und dennoch ihr Universum für einen Augenblick zum Stehen brachte – warum? Was ist das? Fragt sie sich immer und immer wieder.
Warum liegt einem  das Schicksal des Anderen plötzlich so am Herzen? Weil es das eigene sein könnte? Ist man doch so egozentrisch, dass man nichts anderes im Sinn zu haben scheint, als die eigenen Lücken mit dem Schicksal eines anderen aufzufüllen? Den eigenen Schmerz mit dem des Anderen zu überdecken? Oder will man sich gar selbst durch den Anderen erlebbar, fühlbar machen? Soll der Andere den fehlenden, ewig unerfüllten Teil des eigenen Selbst ersetzen?
Und das ist längst nicht alles, seit einer Stunde liefert sie sich sachliche Erklärungen, die Peitschenhieben gleichen, abgefeuert auf den unschuldigen Versuch zu lieben. Selbstkasteiung nennt sie das, eine immer wieder kehrende Bestrafung für den uralten Versuch, zu lieben und Liebe zu bekommen, die einem einst verwehrt geblieben war.
Ja, wie kann man nur so dumm sein und an die Liebe glauben wollen?

Sie weiß nicht, was Liebe ist, sagt sie immer wieder aber sie weiß, dass sie es weiß aber es bleibt ihr Geheimnis, denn sie fühlt tief, immer wieder und dieses Gefühl lässt sich nicht klein kriegen. Aber warum sollte sie sagen, was sie fühlt, denn wer fühlt ist angreifbar, ausgeliefert und verletzbar, gerät in Abhängigkeiten, macht sich am Ende zum Opfer. Und die Liebe ist unzuverlässig. Als sie das letzte mal von Liebe sprach verblieb nur Schmerz und es hat lange gedauert, bis die Wunden heilten. 

Sie ist vorsichtig geworden, sehr vorsichtig, man könne fast glauben, sie sei gleichgültig.
Ihr Verstand ist der schwere Mantel, den sie über ihr Empfinden legt, er schützt vor der Kälte.
Doch hin und wieder dringt die Kälte ins Innere und breitet sich aus. Das Herz droht zu erfrieren.
Sie weiß, wenn sie es jetzt nicht schafft, ihr eigenes Empfinden anzunehmen, ganz für sich, unabhängig vom Anderen, so wie es ist, mit allen Risiken und Nebenwirkungen, wenn sie es nicht hinaus lässt, in die Freiheit, damit es sich bewegen kann, wird sie daran ersticken, es wird sie vergiften von innen.

Sie verlässt den breiten Waldweg und steigt einen kleinen Hang hinauf und setzt sich zwischen den hohen Stämmen der Tannen ins Moos. Sie liebt diesen tiefgrünen Waldteppich und den Geruch von Pilzen und gefallenem Laub. Die letzten Sonnenstrahlen blinzeln zwischen den schlanken Stämmen hindurch und tauchen die Umgebung in goldenes Licht.
Allmählich gelingt es ihr, die Bewegung des Verstandes etwas einzudämmen, die Stimmen in ihr werden leiser, ziehen sich zurück und lassen einem Fühlen Platz, das sich in ihrer Magengrube ausbreitet und den ganzen Körper ergreift. Sie lässt es zu. Sie hat es gelernt, sonst wäre sie eines Tages vor die Hunde gegangen. Und doch, sie hat immer noch Angst, diese Angst, es könnte sie jemand dabei ertappen, mit all ihren Gefühlen und ihrem Schwachsein und in ihrer Verletzlichkeit und in ihrer uralten Furcht vor Zurückweisung.

Liebe ist unabhängig und wandelbar, sie kommt und geht, taucht auf und verschwindet, sie zerreißt dich in einem Augenblick, während sie dir im nächsten tröstend die Hand auf die Schulter legt. Sie heilt, wenn du sie lässt und sie zerstört wenn du von ihr forderst. Ja, das weiß sie alles und gibt sich gelassen dem Schmerz hin, den dieses Wissen in ihr auslöst, bis er langsam und leise verschwindet.
Der Verstand und all seine logischen Erklärungsversuche können ihr gestohlen bleiben, jetzt für diesen einen Augenblick, und einen kurzen Moment lang lacht sie in die Stille des Waldes hinein. Loslassen – sie schließt die Augen, entzieht allem was war und ist die Bedeutung … und liebt.




Montag, 6. Oktober 2014

Nebelkinder

gewidmed: A.W.


Es sind die tiefsten Täler                                                             
in der Finsternis
in denen sich die Kinder finden
um kalte Nebel zu sammeln
es sind zarte kleine Hände
die einst gebrochen wurden
in dunkelster Nacht
und heute schwarze Perlen suchen
um sie aufzureihen
auf der Lebensschnur
sie schmücken weinend ihre Seelen
rufen hin und wieder leise
in die Nacht hinein
bis Eins den zarten Ruf vernimmt
des Anderen

Mondlicht schimmert silbern
erhellt den schmalen Pfad
und jene die sich finden sollen
werden sich begegnen
gemeinsam steigen sie hinab
in abgrundtiefe Welten
tragen scharfe Messer im Gepäck
die einst die Wunden schlugen
und böse Kämpfe
ausgefochten haben
im tiefsten Grunde angekommen
legen sie die Waffen nieder
streuen Sand und Asche drauf
ein Herz wird warm
und dann das nächste
und allmählich weicht ein Schmerz
große Augen öffnen sich
und zarte Hände graben
weiße Perlen
aus einer fast vergessnen
alten Wand

es ziert ein Band zwei Seelen
mit schwarz und weißen Perlen dran
das Licht des Mondes
weicht dem Glanz der Morgenröte
die Nacht war lang und kalt
ein Lachen strahlt durch ein Gesicht
und leuchtet in das Andere
das strahlt zurück
und es wird warm...

für einen tiefen 
langen Augenblick.



Fliehen

  Es reißt das Leben Lücken In dein Auffangnetz Unbarmherzig Unvermutet Ohne Vorbereitung Es will halten, es will schützen ...