Sonntag, 14. Dezember 2014

Heute ist ein besonderer Tag



Wer vorne fliegt ist einsam, denn er sieht die anderen nicht, die ihm folgen.
Es sind Wegesucher, Pfadfinder, Bergführer, alte Zugvögel, welche die Route kennen, weil sie sie schon hundert mal geflogen sind. Sie fliegen vorne weg in einsamen Höhen im blinden Vertrauen, ihr Ziel irgendwann zu erreichen. Wer hinterher  fliegt fühlt sich geborgen, gut aufgehoben, weil da ein anderer ist, der den Weg kennt, man kann die Verantwortung ein Stück weit los lassen und sich den Gegebenheiten anvertrauen. Das erleichtert und gibt Sicherheit.

Doch, was ist, wenn es keinen mehr gibt, der vor ihnen fliegen kann, weil keiner den Weg so gut kennt, wie sie selbst – dann werden sie einsam. Aber sie sind nur Menschen, fehlbar und sterblich. Selbst der geübteste Flieger kann sich irren und auch er geht dem Tod entgegen, wie jedes lebende Wesen. Auch er kennt die Angst und dann ist da niemand, der vor ihm fliegt und den Weg weist, kein Bergführer, der sicher das Seil in der Hand hält und einem sagt, wohin man treten muss. Sie verankern ihre Seile selbst in den steilen Wänden, tragen die Verantwortung alleine und sind sich darüber bewusst. Da weht ein eisiger Wind in diesen Höhen und wer friert muss warten, bis es wieder warm wird.

Sie wissen es, wissen um die rasch wechselnden und harten Klimabedingungen und dennoch, sie gehen weiter, fliegen, auch wenn die Kräfte nachlassen, denn, was sonst sollten sie tun. Wer vorne fliegt, tut es, weil er es muss und er muss es, weil er es kann. 

In einem Flug über den Ozean hält man nicht einfach an, das würde den Tod bedeuten, also, fliegt man, solange, bis man sein Ziel erreicht hat. 
Es waren die Flüge, die harten Bedingungen selbst, die sie zu dem gemacht haben, was sie sind – Pioniere des Lebens.
Weit ab vom Trivialen wandern sie, die Heiler, die Helfer, die Philosophen, die Künstler, die Forscher und Erfinder und viele viele andere. Trotz ihrer großen Anzahl sieht einer oft den anderen nicht, weil sie im Nebel fliegen müssen.
Das Einzige was bleibt ist der Glaube, die Gewissheit dieser inneren Stimme folgen zu müssen. Sie allein erzählt diese wahrhaftige Geschichte vom ewigen Leben der Seele und dem Sinn ihres Seins. 

Irgendwann, wenn man lange genug alleine geflogen ist, wird man bescheiden. Es macht sich Dankbarkeit breit, dafür, dass man an einem unendlichen Bewusstsein teilhaben darf und seine Sinnesorgane nutzen kann um dieses Leben wahrnehmen zu können. Denn unsere Wahrnehmung macht uns zu dem, was wir sind. Und wir können uns sicher sein, dass wir längst nicht alles wissen und nicht jede Fähigkeit nutzen, die noch im Verborgenen liegt.

Es ist völlig gleich, welches Gewand wir in diesem Leben tragen, welch einer Tätigkeit wir nachgehen, in jedem unserer Augenblicke können wir wahrhaftig SEIN.
Eindruck und Ausdruck sind die beiden Kräfte, die uns auf unseren Flügen nach vorne treiben, und der Verarbeitungsprozess im Inneren ist das Feuer, welches in unserem Motor brennt. Jeder Tag, an dem wir diese Erkenntnis wie ein rettendes Serum durch unsere Adern pumpen, ist ein besonderer Tag.

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