Freitag, 1. Mai 2015

Oberflächen und deren Zusammenhang mit Tiefe


 
Die Erde ist ein fast rundes Gebilde und bewegt sich auf ihrer Umlaufbahn stetig in ihrem eigenen Rhythmus und Tempo um die Sonne. Das ist alles, was ich momentan in meinem Hirnraum erblicken kann, mehr brauche ich allerdings nicht, da ich nichts anderes erfassen will, als die Tatsache, wie es sich mit dem Verhältnis von Oberfläche zum Innenraum verhält. Ich habe nichts anderes als meine Erfahrung und mein Vorstellungsvermögen. Das muss erst einmal reichen. Lückenhaftigkeit in meinem Wissen muss ich hinnehmen, zumindest für heute.

Ich spreche mit anderen Menschen oft über das Thema Oberflächlichkeit, wobei das auch nicht ganz richtig ist, da wir während des Gespräches nicht einmal in die Tiefe gehen, sondern meistens an der Oberfläche bleiben. Die Zeit reicht nicht mehr, um in Alltagsgesprächen in Tiefen abzutauchen – tiefgründig zu werden, außer man beherrscht die Kunst der Weisen, Tiefgründiges in kurzen prägnanten Sätzen von sich zu geben, was allerdings nicht viel nützt, wenn das Gegenüber keine Zeit hat, sich in den Satz zu vertiefen. 

Ich blicke tief in meinen Hirnraum… dort ist es finster. Hin und wieder sehe ich Lichter blitzen, wie Sterne in einem Universum. Das sind die Punkte, an denen sich Energien  treffen, die in irgendeiner Form miteinander in Verbindung stehen. Ich lasse sie ihre Arbeit machen und versuche möglichst nicht zu stören. Vor einigen Tagen warf ich eine Frage in den dunklen Raum mit den Lichtpunkten und plötzlich sah ich, wie sich all diese Punkte gierig darauf stürzten, wie Piranhas, die seit Wochen nichts zu fressen bekamen.
 
„Was bedeutet Oberflächlichkeit?“

Dazu muss ich dringend sagen, dass ich nicht frage, was Oberflächlichkeit generell und für alle anderen bedeutet, sondern, was ich damit anfangen kann und wie ich diese Eigenschaft beurteile.
Schnell habe ich einen Anderen als oberflächlich abgestempelt, der nicht diese spezifischen Merkmale eines Denkakrobaten wie ich einer bin aufweist. Dieser Denkakrobat, der hier an der Arbeit ist, vollführt Bewegungen, wie ein Schwimmer, der von einem 15 Meterturm ins Wasser springt, um sein Leben kurz vor dem Aufschlag am Beckenboden zu retten, in dem er hastig und knapp am Absaufen wieder auftaucht. Nach dem der Akrobat diesen Akt mehrmals täglich und auch nachts so lange wiederholt hat, bis ihm der Kopf platzt und die Zunge aus dem Halse hängt, sieht auch dieser Irre endlich ein, dass er sich eine Plattform schaffen muss, auf der er sich endlich eine Weile erholen kann von dieser suchtartig betriebenen Beschäftigung, die immer noch keinen rechten Sinn erkennen lässt.

Da taucht ein Lichtblitz aus der Dunkelheit auf und spricht… „Schnelles und sprunghaftes Denken hat nichts mit Tiefgründigkeit zu tun, auch wenn es tief tauchen kann. Es ist mit nichts anderem beschäftigt, als damit, sich selbst zu erhalten – es ist als würde man eine Suppe in einer irren Geschwindigkeit umrühren. Die Suppe bleibt die gleiche, ist nur schneller in Bewegung. Das verbraucht Unmengen an Energie.“

Gut, jetzt sehe ich wieder die Erde im Raum schweben. Sie hat eine Oberfläche. Im Inneren dieser Kugel ist die Materie unseres Wissens nach heiß und flüssig. Hier sehe ich den Gegensatz zwischen Tiefgründigkeit und Oberfläche aber auch deren Zusammenhang. Das Eine wäre ohne das Andere nicht das, was es jetzt ist. Ein Planet auf dem Leben gedeihen kann. Die reine Oberfläche ist strukturiert, und wenn wir die Pflanzenwelt wegdenken bleibt Erde und Stein. Erscheint einfach und simpel, nicht kompliziert. Das Einfache ist überschaubar, einschätzbar und somit vertrauenserweckend. Das Komplizierte ist unberechenbar, macht unsicher und schürt Angst.
Wieder sehe ich den Erdball. Muss ich jetzt die Oberfläche der Erde anders bewerten als ihr flüssig heißes Innenleben, welches sich scheinbar unberechenbar und oft sehr bedrohlich seinen Weg durch die Oberfläche presst und um seine Austrittstelle alles Leben zerstört? 

Der Denker urteilt über den vermeintlich Oberflächlichen… vielleicht hat der Denker nicht ausreichend nachgedacht. Die Oberfläche hält das Innere zusammen, sie gibt Schutz und Vertrauen, ist meist stabil, auf wenig beschränkt aber zuverlässig.
Das Eine ist ohne das Andere nicht… ich werde mich hüten zu urteilen. Weder ist der Tiefgründige heilig, noch der Oberflächliche verwerflich. Hoch lebe dein Lachen und tief mein stilles Gebet.









1 Kommentar:

  1. Sehr schön geschrieben. Sollte dem ein oder anderen tiefgründigen Denker was zu denken geben in den tiefen seiner Kugel ☺.

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